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Am 19.02.2010 ist Herr Werner Merkle im Alter von 89 Jahren gestorben. Er hatte Demenz, wahrscheinlich mehr als zehn Jahre lang. Wir merkten es am Anfang nicht, der Betroffene selbst erkannte es nie. So ist es u.W. immer, der Demenzkranke versteht die Welt nicht mehr und die Welt versteht den Demenzkranken nicht. Damit Sie besser im Umgang mit Demenz werden, wird dieser internet-Auftritt von uns erstellt. Wir wollen damit allen Demenzkranken helfen, denn das was sie durchmachen müssen, ist nicht vorstellbar. Wir können es ihnen aber leichter machen und damit auch uns.
Demenz ist anders und schlimmer als der damit Unerfahrene annimmt, als es oft dargestellt wird. Ja, Demenz hat mit Vergessen zu tun, aber Vergessen ist nur der Ausgangspunkt für alle Übel. Der Demenzkranke wird nie erkennen, daß er Demenz hat (nur manchmal wird er ahnen, daß er Dinge nicht mehr so gut weiß). Das verhindert jegliches Gespräch über einen gemeinsamen Lösungsweg, jede Mitwirkung des Demenzkranken, ganz anders wie bei einem körperlich erkrankten Menschen.
Der Demenzkranke vergißt rückwärts, das heißt er verliert erst das Kurzzeitgedächtnis, dann das was vor 5 Jahren war, dann das von vor zehn Jahren usw. und in der Zeit an die er sich zuletzt erinnern kann lebt er - also unter Umständen in seiner Jugend oder junger Erwachsener). Er wird getrieben von dem Verlangen bei dem Lebenspartner zu sein, der so aussah wie er damals aussah, er will nach Hause, dorthin wo er damals gewohnt hat, und das obwohl sein Lebenspartner neben ihm sitzt, im eigenen Heim, das sie seit Jahren oder Jahrzehnten gemeinsam bewohnt haben! Der Demenzkranke lebt in einer anderen Welt, die genauso real ist, deren Wünsche und Nöte genauso dringend sind, wie Ihre und meine. Dies ist verheerend, besonders wenn der Demenzkranke früher einen Entscheider war, willenstark, zielorientiert und pflichtbewußt.
Um heimzukommen, um an der Seite seines Lebenspartners zu sein, wird der Demenzkranke alles in Bewegung setzen, was er nur kann, und das mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen. Gibt es sein Auto noch, so wäre es eine tödliche Waffe in seiner Hand. Wie kann man verhindern, daß er es benutzt? Wie kann man verhindern, daß er bei jedem Wetter raus geht und nach Hause laufen will, wenn es kein Auto mehr gibt?
Bei fortgeschrittener Krankheit kann sich der Demenzkranke nicht mehr in der Wohnung orientieren, er wird obendrein inkontinent. Wenn der ebenfalls schon betagte Lebenspartner die Krankheit nicht versteht, wird er dem an Demenz Leidenden immer mehr Vorwürfe machen. Der Demenzkranke wird diese Vorwürfe aber nicht verstehen, weil für ihn feststeht, daß er nicht die Hose beschmutzt hat. Er ist gefangen in seiner Welt und alleine mit seinen Gefühlen! Die Welt behandelt ihn wie ein Kind - da muß der Demenzkranke verzweifeln, gar zerbrechen!
Demenz führt zu Unruhe, immer schlimmerer Unruhe. Selbst als er bettlägerig war, fand unserer lieber Verstorbener keine Ruhe. Was machen Sie wenn er dann oder auch schon vorher mmer an den Windeln spielt und sie auszieht und den Inhalt verschmiert? Wenn er sich immer wieder abdeckt und dann friert?
Mit dem hier Gesagten haben wir die Probleme nur angerissen, keine Lösungen geboten. Wir wollten Ihnen erst einmal vor Augen führen, Demenz ist anders - anders als ein körperliches Leiden, anders als man gemeinhin als nicht betroffener Mensch annimmt, und es macht das Leben der Mitmenschen des Demenzkranken ganz anders. Aber die Gesunden können damit leben lernen, und es sich selbst und dem Demenzkranken leichter machen. Wir wollen mit diesen Seiten Hilfen geben, nicht demoralisieren. Es geht, aber es braucht viel Einfühlungsvermögen, viel Liebe und Kraft. Der Demenzkranke ist es wert, er kann sich nicht mehr selbst helfen. Wenn Sie das erkennen, dann sind Sie es wert, daß wir Ihnen helfen.
Wir haben diese Seite am 24.02.2010 begonnen. Nichts ist fertig, vieles noch nicht begonnen, noch nicht einmal ein Layout ist vorhanden. Diese Seite soll aber schnell an Gehalt zunehmen, damit andere Patienten es besser haben und andere Angehörige und Freunde leichter. Gewidmet sind diese Seiten unserem lieben Vater, Schwiegervater und Opa. Wie froh wären wir gewesen, wenn wir vor zehn Jahren, das gewußt hätten, was wir jetzt wissen. Wieviel leichter hätten wir es ihm machen können. Wir sind ihm für soviel dankbar. Wie wenig konnten wir es ihm vergelten, haben wir es ihm vergolten. Möge Gott ihm in seiner Gnade ein Leben in ewiger Freude schenken.
Wenn auch Sie Erfahrungen mit Demenz haben, die Sie mit Anderen teilen wollen oder wenn Sie Fragen haben, so würden wir uns über ein paar Zeilen per e-mail oder in unserem Gästebuch freuen. Gerne integrieren wir auch ganze Seite von Ihnen. Schicken Sie uns einfach den Text und falls Sie es wünschen auch Bilder.
Wir wünschen den Demenzkranken liebende, wissende und opferbereite Mitmenschen und diesen Kraft, Einfühlungsvermögen und Gottes Führung und Segen.
Ihre Familie Arend